Auswandern - erste Schritte erklärt

Auswandern - erste Schritte erklärt
Photo by Caroline Selfors / Unsplash

Was muss man eigentlich beachten, wenn man auswandern will? Die kurze Antwort ist eine Menge. Damit euch zumindest der bürokratische Teil in Norwegen leicht fällt, habe ich hier eine kleine Übersicht für euch erstellt. Diese ist so zusammengestellt, dass man von oben nach unten lesen kann, um so etwas wie einen Schritt-für-Schritt Wegweiser zu haben.

Admiring the beauty of this scenic Norwegian spot. Time seems to stop at the Lofoten Islands and we start appreciating the present moment and the little things. Join WeRoad to start an adventure surrounded by pristine places and other wonderful travellers. Photo by @___saru___
Photo by WeRoad / Unsplash

Aufenthaltsrecht

Als EU-Bürger kann man ohne weiteres nach Norwegen einreisen. Bleibt man länger als 90 Tage, muss man sich allerdings polizeilich registrieren, nachdem diese verstrichen sind (1). EU-Bürger müssen auch einen Grund vorweisen, warum sie in Norwegen bleiben. Praktisch gemeint ist damit, dass sie einen Job haben, selbstständig sind, beruflich stationiert sind, in Norwegen studieren, oder einfach genug Geld haben, um sich über Wasser zu halten (2). Familienmitglieder müssen sich ebenfalls registrieren. Haben diese eine nicht-EU Staatbürgerschaft, müssen sie sich für eine Aufenthaltsgenehmigung registrieren, falls sie länger als 90 Tage bleiben wollen. Zudem muss man seinen Umzug nach Norwegen melden. Einen Ratgeber dazu gibt es hier (3).

Identifikationsnummern

Im Prozess, in dem man den Umzug anmeldet, bekommt man auch eine Identifikationsnummer. Es gibt eine vorrübergehende Identifikationsnummer, die D-nummer und eine permanente Identifikationsnummer, die P-nummer, auch fødselsnummer genannt (NO: Geburtsnummer). Um eine fødselsnummer zu bekommen, muss man nachweisen können, dass man über 12 Monate in Norwegen bleiben will (4). Beispiele für einen solchen Nachweis sind ein Hauskauf in Norwegen, Arbeit, ein Studienplatz usw.

Krankenversicherung

Sobald man eine fødselsnummer, also eine permanente Identifikationsnummer, bekommen hat, ist man ein Teil der nationalen Krankenversicherung. Diese wird u.a. durch Steuern bezahlt, die wiederrum vom eigenen Einkommen abhängig sind (5). Mit einer D-nummer muss man in der Regel eine eigene Versicherung haben, wie ich das herausgelesen habe.

Handynummer und Bankkonto

Norwegen ist ein sehr digitales Land, was auch bedeutet, dass so gut wie alle Bezahlungen per Karte oder Handy durchgeführt werden. Kommt man mit Bargeld an, ist das etwas seltsam und meiner Erfahrung nach manchmal unerwünscht. Ein weiterer Schlüssel, um sich digital ausweisen zu können, z.B. um online anzumelden, dass man umzieht, sich bei der Bank einloggt, sich einen Termin beim Arzt holt, online shoppen will usw., ist das Identifikationsverfahren Bank ID. Dabei handelt es sich um einen kleinen Codegenerator, den man zusätzlich zu seinem Passwort benutzt, um sich einzuloggen. Stattdessen gibt es auch eine Variante, bei der man eine SMS kriegt (läuft bald aus) oder eine Smartphone App. Um eine Handynummer zu bekommen, braucht man entweder eine D-nummer oder fødselsnummer. Mit “nur” der D-nummer hatte ich allerdings Schwierigkeiten damit. Wie im Namen Bank ID schon liegt, hat das auch etwas mit der Bank zu tun. Tatsächlich muss man ein Konto bei einer norwegischen Bank haben, um Bank ID von ihr bekommen zu können. Die Bank dient dann quasi als sicherer Akteur, der dafür bürgt, dass ihr es seid, wenn ihr euch per Bank ID einloggt. Das zusammenspiel von Handy und Bankkonto machen es zu einer Notwendigkeit, beide zu haben. Handyverträge sind teurer als in Deutschland, aber Banken scheinen i.d.R. besser zu sein. Außerdem ist in Norwegen fast überall 4G Empfang.

Jobsuche

Meiner Erfahrung nach ist das Arbeitsklima in Norwegen besser als in Deutschland. Zudem gibt es zwar keinen Mindestlohn, aber man kommt auch mit “simpleren Jobs” besser um die Runden. Aber wie fängt man überhaupt an, einen Job zu suchen? Man kann sich, genau wie in Deutschland, beim Arbeitsamt, was hier NAV heisst, arbeitssuchend melden. Hat man gewisse Kriterien nicht erfüllt, bekommt man kein Geld von denen, aber zumindest Hilfe bei der Arbeitssuche. Meine Erfahrung damit war allerdings wenig überzeugend. Mehr Glück hatte ich mit Jobbörsen im Internet. Da sie sich etwas unterscheiden, stelle ich hier eine Liste bereit, inkl. kurzer Erklärung:

Jobbnorge.no hat eher Jobs, die ein Studium/Ausbildung verlangen, aber nicht nur.

NMBU Careergate ist die Jobbörse der Uni NBMU und bietet circa das selbe, wie Jobbnorge.no.

NAV arbeidsplassen ist die Jobbörse des Arbeitsamtes. Hier sollen absolut alle Stellen ausgeschrieben werden.

LinkedIn wird auch gerne genutzt.

Finn.no bietet nicht nur gebrauchte Möbel, Autos und Diverses an, sondern auch Jobs. Hier wird ein bisschen von allem angeboten.

Mitbringen des eigenen PKWs

Norwegen ist ein Land, wo auch in den ländlichen Räumen immer mal wieder Leute wohnen oder Hütten besitzen. Folglich kommt man an viele Orte auch per öffentlichen Verkehrmitteln. Ist man aber doch auf sein Auto angewiesen, oder möchte sein Auto aus Deutschland generell mitbringen, gilt folgendes: Lebt man rechtlich gesehen in Norwegen, dann muss man sein Auto hier registrieren, wenn man die Familie im Ausland nicht mindestens einmal im Monat damit besucht (6). Also die allermeisten, wenn nicht alle. Die Registrierungsgebühr kann ziemlich hoch ausfallen und wird für jeden PKW einzeln berechnet, basiert auf CO2 Emissionen und weiterem (7). Für Autos, die wenig Wert sind, kann es sein, dass es sich geldlich mehr lohnt, ein neues Auto in Norwegen zu kaufen. Zudem ist es gut zu wissen, dass Elektroautos hier eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur haben und im Moment noch steuerliche Vorteile geniessen und kein Maut bezahlen müssen (Stand Mai 2022). Zudem geht der Trend in die Richtung, dass Diesel- und Benzinautos in Teilen von Städten bald schon nicht mehr fahren dürfen, hier am Beispiel von Oslo (8).


Quellen/Links:

1: 90 Tage Aufenthalt - https://www.norway.no/de/germany/dienstleistungen-info/besuchsvisum-und-aufenthaltsgenehmigung/

2: Aufenthalt länger als 90 Tage - https://www.udi.no/en/word-definitions/eueea-national/#link-17719

3: Umzug nach Norwegen melden - https://www.skatteetaten.no/en/person/foreign/you-must-notify-us-when-you-move/

4: Identifikationsnummern - https://www.nav.no/en/home/rules-and-regulations/membership-of-the-national-insurance-scheme#chapter-1

5: Krankenversicherung - https://www.nav.no/en/home/rules-and-regulations/membership-of-the-national-insurance-scheme#chapter-1

6: PKW registrieren - https://www.skatteetaten.no/en/person/duties/cars-and-other-vehicles/foreign-registered-vehicle/

7: PKW Registrierungsgebühr - https://www.skatteetaten.no/en/business-and-organisation/vat-and-duties/car/one-off-registration-tax/

8: Verbotszonen in Großstädten für Verbrenner-PKWs - https://www.aftenposten.no/oslo/i/1BQv2G/ny-rapport-om-fossilbil-forbud-i-oslo-har-store-ringvirkninger


Meine Videos zu weiteren Themen

Über Sprachnachweise, Studium und Führerschein

Studium und Ausbildung anerkennen lassen

Norwegisch lernen, Bücher für Anfänger und mehr

Geld sparen in Norwegen